Stärkung des schienengebundenen Personennahverkehrs

Betr.: Ratsitzung am 7.1.2020;

Antrag verschiedener Ratsfraktionen, CDU, Wülfrather Gruppe, Die Linke und FDP über die Forderung nach einem besseren Bahnanschluss für Wülfrath

 

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin,


der Rat der Stadt Wülfrath möge beschliessen:


1. Die Stadt Wülfrath strebt eine Stärkung des schienengebundenen Personennahverkehrs an. Dadurch soll die Anbindung des Stadtgebietes an die
angrenzenden Großstädte (Düsseldorf/Rheinland; Wuppertal/Bergisches Land; Essen/Ruhrgebiet) verbessert und die Stadt attraktiver für Pendler, Gewerbebetriebe und den Einzelhandel gemacht werden.
2. Die Stadtverwaltung wird beauftragt, kurzfristig Gespräche mit dem Kreis, der Bezirksregierung Düsseldorf, dem Land NRW, dem VRR, der Rheinbahn und Interessensverbänden wie dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), der Allianz Pro Schiene, ProBahn oder anderen Verbänden anzustoßen. Auf Basis der Gespräche sollen unter Beteiligung der politischen Gremien konkrete Schritte abgeleitet werden, um die bisherigen Pläne und gegebenenfalls neue Ideen eines Bahnanschlusses zu konkretisieren und in eine Vorplanung einzusteigen.
3. Die Stadtverwaltung wird beauftragt einen Runden Tisch Bahnanschluss Niederberg zu organisieren. Der Runde Tisch soll die Vorplanungen begleiten und mit Vertretern von Verbänden, Parteien, den (mit)betroffenen Nachbarstädten und interessierten Bürgern besetzt werden. Anzustreben ist eine Einbindung der Bundes- und Landtagsabgeordneten für Wülfrath, um eine enge Verzahnung mit Bund und Land zu erreichen.

Begründung:
Die Stadt Wülfrath beabsichtigt mit der Strategie Wülfrath 22plus einwohnermäßig zu wachsen. Ziel soll es dabei sein, zusätzliche Einkommensteuereinahmen zu generieren und dadurch den Haushalt zu konsolidieren. Die Schwerpunkte der Strategie liegen dabei auf Wohnen, Arbeit und Mobilität. Mit der bevorstehenden Regionalplanänderung Düsseldorf ist das Potential zu mehr Wohnbaufläche vorhanden. Mehr Wohnbauflächen und Einwohner bedeuten auch mehr Arbeitnehmer, die zu ihrer Arbeitsstelle pendeln. Schon allein wegen der durch den Rat beschlossenen Klimaschutzziele ist es umso wichtiger, den ÖPNV attraktiver zu gestalten. Eine Fokussierung auf Busverbindungen kann hierbei keine Lösung sein. Im Vergleich zum Schienenverkehr ist der Bus weniger komfortabel und genauso von Staus betroffen, wie der Autoverkehr. Die Regiobahn S28 Kaarst-Mettmann ist ein Beispiel dafür, wie erfolgreich schienengebundener Nahverkehr sein kann. Daran soll Wülfrath partizipieren. Arbeitsplätze in Wülfrath können nur durch erfolgreiche Wirtschaftsförderung und Ansiedlung von Unternehmen gewonnen werden. Ziel hierbei ist es Unternehmen mit deren Arbeitnehmern von
außerhalb in Wülfrath anzusiedeln und möglichst langfristig an die Stadt zu binden. Um die Attraktivität der Ansiedlungen deutlich zu steigern, ist eine schienengebundene Anbindung erforderlich. Wülfrath steht hier im Wettbewerb mit anderen Gewerbegebieten in direkter Nachbarschaft, die diese Voraussetzungen erfüllen. Eine funktionierende Wirtschaft mit innovativen Unternehmen ist eines der wichtigsten langfristigen Ziele für Wülfrath. Dazu reicht ein ausgebautes Straßenverkehrsnetz und ein Anschluss an eine Bundesautobahn alleine nicht aus. Die Attraktivität
des Standortes Wülfrath steigt mit der vorhandenen Verkehrsinfrastruktur. Dem ÖPNV und insbesondere dem Schienenpersonennahverkehr (SPNV) ist dabei Vorrang vor dem Individualverkehr mit dem Auto einzuräumen.
Die Unterzeichner halten es für zentral, dass in einem ersten Schritt eine Anbindung der Wülfrather Innenstadt an die S28 (Kaarst – Mettmann; demnächst durch Anbindung an S9 bis Wuppertal Hauptbahnhof verlängert) und die S9 (Wuppertal – Essen) geschaffen wird. In einem zweiten Schritt
soll dann die Anbindung an die S6 (Essen – Düsseldorf – Köln) erfolgen.
Derzeit erfolgt die Verlängerung der Regiobahn S28 von Mettmann-Stadtwald über Hahnenfurth und Dornap über Wuppertal-Vohwinkel nach Wuppertal Hauptbahnhof. Mit dessen Fertigstellung ist Ende 2020 zu rechnen. In diesem Zusammenhang wurde auch die Option diskutiert und bereits untersucht, die Regiobahn bis Wülfrath (Mitte) zu verlängern. Die Ausschleifung aus der Trasse S9 war dabei am Abzweig DornapNord (Aprather Kurve) vorgesehen. Die Projektstudie der Planungsgemeinschaft Rheinisch Niederbergische Bahn aus dem Jahre 2005 kam zu dem Ergebnis, dass die Realisierung dieses Streckenabschnittes machbar ist und dabei positive Nachfrageffekte und ein relativ geringes Investitionsvolumen aufweist.
Als weitere Ausbaustufe zur Realisierung der sogenannten Circel-Line war zudem die Reaktivierung der Niederbergbahn über Wülfrath hinaus nach Velbert und Heiligenhaus bis zur Einschleifung in die Trasse der S6 vorgesehen. Auch diese Ausbaustufe wurde in o.a. Projektstudie als machbar und das Gesamtprojekt Circle-Line als aus volkswirtschaftlicher Sicht sinnvoll eingestuft.
Die Bundesregierung beabsichtigt Milliarden in die Erweiterung des deutschen Schienennetzes zu investieren. Der VDV hat in diesem Zusammenhang Vorschläge für die Reaktivierung von Eisenbahnstrecken gemacht und dabei auch die Reaktivierung der Trasse Niederbergbahn explizit erwähnt.
Die Stadt Wülfrath sollte daher jetzt die Chance ergreifen und die Anbindung seines Stadtzentrums an den SPNV aktiv vorantreiben. Um die bisherigen Optionen zu konkretisieren und gegebenenfalls neue Ideen mit aufzunehmen, ist es aus Sicht der Unterzeichner wichtig in Erfahrung zu bringen, welche Schritte notwendig sind, um in eine konkrete Vorplanung einzusteigen. Hier sollte die Verwaltung auf den Kreis, die Bezirksregierung (der Regionalrat hatte sich 2005 bereits mit der o.a. Projektstudie befasst) und das Land zugehen und das Gespräch mit den Fachverbänden gesucht werden.
Die Anbindung Wülfraths an das Schienennetz ist zweifelsohne ein Kraftakt, den wir nur dann erfolgreich bewältigen werden, wenn wir die verschiedenen lokalen und überregionalen Interessensgruppen zusammenbringen und bündeln. Ein runder Tisch kann helfen, die bereits existierenden Pläne und gegebenenfalls neue Idee weiter zu konkretisieren und voranzutreiben. Die Einbindung aller Bundes- und Landespolitiker für und aus Wülfrath wird helfen, auf Bundes- und Landesebene Unterstützung für das Projekt zu bekommen und es für Wülfrath und seine Bürgerinnen und Bürger zum Erfolg zu führen.

Mit freundlichen Grüssen


gez.Axel Effert               gez. Wolfgang Peetz         gez. Ilona Küchler           gez. Hans-Peter Altmann
Fraktionsvorsitzender   Fraktionsvorsitzender        Fraktionsvorsitzende       Ratsmitglied
CDU                             Wülfrather Gruppe             Die Linke                          FDP

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